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Ausflug ins Blaue Haus Breisach

Am 27. April 2023 waren wir, die beiden Religionsgruppen der Jahrgangsstufe 10 im Blauen Haus zu Gast. 25 Schüler und Schülerinnen brachen bei herrlichem Wetter (beten hilft!) nach der vierten Stunde mit ihren Religionslehrern Frau Thoma und Herrn Bohmann in Ihringen auf, und wir kamen mit Bus und Bahn etwa eine halbe Stunde später beim Blauen Haus in Breisach an. Hier wurden wir von Frau Dr. Wilczek, der Museumspädagogin des Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach e.V., in Empfang genommen. Der Verein hat das Blaue Haus von der Stadt Breisach gekauft und so das wahrscheinlich älteste Haus der Stadt (eine Mauer ist nachweislich aus dem 14. Jahrhundert) vor dem Abriss bewahrt. Das Haus war ursprünglich ein Wirtshaus, später eine Schule, und in den 1930er Jahren hat hier Michael Eisemann, der damalige Kantor (Vorsänger im Gottesdienst und Thoralehrer) der jüdischen Gemeinde Breisach mit seiner Familie gewohnt und nach der Zerstörung der Synagoge am 9. November 1938 die noch verbliebenen Gemeindeglieder im Blauen Haus zum Gottesdienst versammelt.

Nach einem gemeinsamen Vesper im ehemaligen Wirtsraum mit weiteren Informationen zum jüdischen Leben wurde die Gruppe geteilt. Eine Hälfte ging zunächst mit Frau Dr. Wilczek durchs Haus, die andere Hälfte ging zeitgleich mit Frau Thoma nach draußen, wo wir drei Stationen im ehemaligen jüdischen Viertel (heute Rheintorstraße) besuchten, wobei uns die Fotos und Hörszenen der vom Verein erarbeiteten digitalen Stadtführung „Jüdisches Leben in Breisach“ einen Einblick in die damalige Zeit geben konnten.

Am Rheintor haben die Schülerinnen und Schüler mit Befremden den ehemalige Paradeplatz der NS-Zeit betrachtet, an dem die Nazisymbolik bis heute zu erkennen ist. Der Förderverein des Blauen Hauses möchte hier gerne eine Tafel errichten, an dem die Symbolik zumindest erklärt wird. Auch wir aus der NLS dürfen uns Gedanken machen, was einmal darauf stehen soll. Die zweite Station war der Platz der ehemaligen Synagoge, den man zum 60jährigen Gedenktages ihrer Zerstörung würdig und ansprechend angelegt hat. Ein hier hinterlegtes Gedenkbuch mit den Namen aller zuletzt in Breisach wohnenden jüdischen Gemeindeglieder konnten wir leider nicht sehen, es wird gerade restauriert. Die letzte Station durften die Jungs und auch Herr Bohmann, der die erste Gruppe draußen und danach drin begleitete, nur mit Kippa, der jüdischen Kopfbedeckung, betreten. Denn wir besuchten einen jüdischen Gebetsort, den alten Beth Olam (Friedhof) hinter der Synagoge. Auch er wurde in der NS-Zeit geschändet, und sehr viele Grabsteine sind zerstört oder ganz verschwunden. Wir suchten nach typischer Grabsymbolik und fanden u.a. die segnenden Hände auf den Grabsteinen zweier Nachfahren des aaronitischen Priestergeschlechts. Auf den in Rotunden gefassten Bruchstücken ehemaliger Grabsteine konnten die Jugendlichen eine Frottage machen, die hebräische Schrift auf den Steinen sozusagen durchpausen.

Danach wurden die Gruppen getauscht. Nun kamen die Jugendlichen zunächst im Wirtsraum zusammen und sammelten mit Frau Dr. Wilczek Stichworte auf einem großen Plakat zu dem, was ihnen im Leben wichtig ist - den Tagesablauf, was sie in ihrer Freizeit tun - und mussten dann erfahren, wie Juden in der NS-Zeit immer mehr eingeschränkt wurden, was ihnen alles verwehrt und verboten wurde: einkaufen bei Nichtjuden, Vereinsleben, Ausgang nach einer bestimmten Uhrzeit und vieles mehr, alles wurde entsprechend auf dem Plakat durchgestrichen, sodass am Ende deutlich sichtbar kaum noch Lebensqualität übrigblieb. Im ersten Stock entdeckten wir dann ein Bild der Familie Eisemann aus glücklichen Tagen, besuchten das Kinderzimmer, wo wir erst ein schönes und später trauriges Erlebnis über einen Schlitten der Familie erfuhren, der dort zu sehen ist. Wir sahen die Küche, wo Frau Eisemann mit ihrem christlichen Hausmädchen Franziska koscher gekocht hat. Das Herrenzimmer, wo der Tisch festlich für den Schabbat gedeckt ist und den Gemeindesaal, in dem man den Gebetssaal noch gut erahnen kann. Auch hier begleiteten uns Hörszenen der Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Breisach 1931“. In einem großen Regal in einem weiteren Zimmer fanden wir zahlreiche Gegenstände aus Breisacher jüdischen Haushalten der damaligen Zeit. Sie hatten überlebt, weil sie an Christen verschenkt oder von irgendjemand gerettet wurden. Sie wurden hier über Jahre zusammengetragen. Die Schülerinnen und Schüler durften ihre Eindrücke oder Fragen zu den Gegenständen äußern. Frau Dr. Wilczek kennt die Geschichte zu jedem einzelnen  Gegenstand und lässt die damalige Zeit so wieder lebendig werden.

Zum Abschluss kamen alle noch einmal zu einer Abschlussrunde mit Feedback im Wirtsraum zusammen. Unser Fazit: es war eine sehr intensive Zeit mit sehr vielen Informationen, Eindrücken und neuen Erfahrungen, die sicher noch nachklingen wird. Herzlichen Dank an Frau Dr. Wilczek und an alle, dass ihr so toll mitgemacht habt!